Podcasts sind im Kommen. Konnte vor 14 Jahren nur jeder fünfte Erwachsene in den USA mit dem Begriff ‘Podcast’ etwas anfangen, so sind es heutzutage bereits über 70 Prozent der Bevölkerung. Aber nicht nur das: auch die Hörerzahl hat sich in diesem Zeitraum deutlich erhöht und mit einem Wachstum von neun auf nun 33 Prozent eine weitläufige Durchdringung in der Bevölkerung erreicht. Dies bleibt natürlich auch den Unternehmen verschiedenster Branchen nicht verborgen und sie beginnen zunehmend, auf den Zug aufzuspringen.

Was ist ein Podcast?

Zu Anfang soll erst einmal der Begriff geklärt werden. Ein Podcast besteht in der Regel aus zusammenhängenden Audiobeiträgen (teilweise auch Videobeiträgen), die man über das Internet beziehen kann. Dies geschieht in der Regel über einen “Client” wie beispielsweise iTunes oder Spotify. Der Begriff “Podcast” ist ein Kunstwort, welches sich aus dem Akronym Pod (“play on demand”) und cast (abgekürzt für Broadcast – Rundfunk) zusammensetzt.

Podcasts in der Fitnessbranche – eine Bestandsaufnahme

Sucht man in den bekannten Podcast-Portalen nach dem Stichwort ‘Fitness’, so wird man mit zahlreichen Suchergebnissen versorgt. Betrachtet man allerdings die in Deutschland aktiven Fitnessketten (mit mehr als 20 Anlagen), so ist das Bild in Sachen Podcasts ernüchternd. Zwar hat die Corona-Krise immerhin dem Thema Video bei den Anbietern zu etwas Schwung verholfen. Audio-Podcasts bleiben allerdings weiterhin eine Randerscheinung. Man findet in erster Linie Einzelkämpfer wie (Personal) Trainer, die sich größtenteils in Eigenregie achtbare Podcasts aufgebaut haben. Zum Stand der Untersuchungen für diesen Artikel konnte sich lediglich ein Anbieter unter den großen Fitnessketten durch einen eigenen Audio-Podcast hervortun. Diese Zwischenbilanz lässt noch einen großen Spielraum offen, in dem Sie die möglichen Potenziale für sich nutzen können.

Chancen & Potenziale von Podcasts

Die eingangs dargelegten Entwicklungen im Podcast-Markt spiegeln sich ebenso im deutschen Raum wider. So hat im Jahr 2019 jede vierte Person regelmäßig einen Podcast konsumiert. Die Anzahl an Podcast-Hörer ist mit 1,3 Mio. pro Tag sogar mehr als doppelt so hoch wie die Anzahl der Twitter-User mit 0,6 Mio. Dies verdeutlicht die hohe Relevanz des Mediums auch in deutschen Branchen, mit der Firmen ihre Sichtbarkeit bei potentiellen Kunden oder Geschäftspartnern erhöhen können.

Ein Grund für diese Entwicklung liegt in der hohen Zugänglichkeit. Bildschirm-Alternativen wie Videos setzen über den auditiven Charakter hinaus zusätzlich oftmals ein visuelles Mindestmaß an Aufmerksamkeit voraus und binden den Konsumenten somit vor dem Endgerät. Das Anhören eines Podcasts hingegen kann auch leicht in andere Aktivitäten, wie etwa Spaziergänge, Hausarbeit oder Pendeln in öffentlichen Verkehrsmitteln, eingebunden werden. Podcasts dienen somit als wunderbare Möglichkeit, Mitglieder auf mobilem Wege zu entertainen und Wissen zu vermitteln.

Darüber hinaus führt das geänderte Medienkonsumverhalten des Publikums zu Wachstum. Während etwa Radio- oder TV-Sendungen noch linear geschaltet werden, können Podcast ganz einfach “on demand”, also wann immer ein Zuhörer Zeit und Lust hat, abgerufen werden. Nicht zuletzt spielen außerdem hohe Investitionen von Marktführern wie Apple, Google oder Spotify in der Optimierung und Verbreitung von Audio-Angeboten eine große Rolle bei der zunehmenden Durchdringung von Podcasts.

Das große Potential und gleichzeitig der Schlüssel zum Erfolg liegen in der Bespielung des Kanals. Podcasts gelten als “Tiefenmedium” – das bedeutet, über sie lässt sich in der Regel deutlich längerer Inhalt an die Zielgruppe kommunizieren, welcher vom Konsumenten einfacher aufgenommen werden kann. Einen 20-minütigen Podcast hat man beispielsweise beim Spazieren oder Einkaufen schnell gehört. Einen 10-seitigen Text mit dem selben Inhalt dürften jedoch die wenigsten regelmäßig zwischen den Aufgaben des Alltags aufmerksam lesen.

Darüber hinaus lässt sich durch Podcasts eine weitere Facette der Markenpersönlichkeit abbilden. So wird die Marke durch das auditive Erleben von erzählten Geschichten greifbarer und Kunden haben eine bessere Chance, sich damit zu identifizieren. Gelieferte Mehrwerte durch die kontinuierliche Vermittlung von neuen Inhalten können dem Hörer helfen, Vertrauen aufzubauen und die Kundenbeziehung zu intensivieren – oder Neukunden ein besseres Bild von Ihrer Marke vermitteln und somit bei der Akquise helfen.

Nicht zu vernachlässigen sind zudem Netzwerk-Effekte, die durch das Einladen von verschiedenen Gästen in Ihren Podcast auftreten können. Ob zur Gewinnung neuer Geschäftspartner oder das Profitieren von der Reichweite des Interviewgasts – Podcasts bieten eine exzellente Möglichkeit, gemeinsam mit Experten Mehrwerte zu schaffen und sich zu vernetzen.

Den eigenen Podcast umsetzen

Was braucht es aber nun, um mit dem eigenen Podcast starten zu können? Technisch betrachtet nicht wirklich viel. Ein gutes und trotzdem günstiges Mikro, welches Sie für die Tonaufnahmen verwenden können, ist schnell besorgt. Gute und einfach zu verwendende Software zum Bearbeiten von Audio-Dateien sind kostenfrei im Internet verfügbar (zum Beispiel Audacity). Ebenso finden Sie online gegen sehr geringe bis gar keine Gebühren sogenannte Hoster, bei denen Sie, ähnlich wie bei YouTube für Video-Inhalte, Ihre Podcast-Folgen hochladen können. Im Anschluss müssen Sie nur den sogenannten RSS-Feed Ihres Podcasts (grob gesagt der Link zu Ihrem Podcast bei Ihrem Hoster) bei den diversen Podcast-Portalen anmelden, damit anschließend Ihre Folgen fortlaufend automatisch in die Portale geladen werden.

Aufgrund der großen Durchdringung (ca. ⅔ aller Podcast-Wiedergaben werden über diese Hoster konsumiert) sind Apple Podcasts und Spotify ein absolutes Muss für jeden Podcaster. Da die Einbindung des Feeds in der Regel nur wenige Minuten dauert, denn Sie müssen im Grunde nur den besagten Link angeben, und anschließend, sofern Sie den Podcast auch regelmäßig mit neuen Folgen versorgen, diese Anbindung nicht wieder gelöscht wird, ist eine einmalige Anmeldung auch schon die ganze Arbeit, die Sie damit haben.

Der größeren Herausforderung müssen Sie sich natürlich auf der inhaltlichen und personellen Ebene stellen. Es empfiehlt sich hier einen Ihrer Mitarbeiter oder eine Ihrer Mitarbeiterinnen, welche über eine gewisse digitale Affinität verfügt, damit federführend zu betrauen. Dies ist nicht nur aus organisatorischen Gründen sinnvoll, sondern schafft beim Zuhörer auch eine gewisse Vertrautheit, wenn immer dieselbe Person durch die jeweiligen Folgen führt und dem ganzen einen roten Faden verleihen kann. Um den roten Faden aber überhaupt finden zu können, müssen Sie sich über die Zielsetzung Ihres Podcasts im Klaren sein. Als Fitnessanbieter dürfte dies in der Regel die Unterstützung Ihrer Kunden im sportlichen wie aber auch im alltäglichen Leben sein und ihnen auf diese Weise zu einem gesunden, fitten, sportlichen Leben zu verhelfen. Ganz wichtig ist dabei aber natürlich die Frage, wer denn Ihre Kunden sind. Im nächsten Schritt fragen Sie sich, welche Themen Ihre Kunden eventuell beschäftigen, die Sie vielleicht nicht im normalen Studioalltag klären können. Diese eignen sich wunderbar für Podcast-Folgen. Interviews (etwa mit einem Trainer aus dem eigenen Studio) sind hierbei meist beliebter als reine Monologe.

Um Ihnen nach dieser theoretischen Einführung in die technischen und personellen Anforderungen nun auch ein paar praktische Denkanstöße zu geben, was denn inhaltliche Ansatzpunkte sein könnten, möchten wir Ihnen ein paar gelungene Ideen vorstellen. Grundsätzlich kratzen wir damit aber nur an der Oberfläche der verschiedensten Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten.

  • Entspannungstraining: Sie bieten Entspannungstraining im Studio an? Warum nicht eine Folge mit einem geführten Entspannungstraining aufnehmen, welches Ihre Mitglieder auch außerhalb Ihrer Mauern durchführen können?
  • Ernährungsberatung: Ihre Trainer werden häufig zu Ernährungsthemen befragt? Aus diesem Thema lässt sich sogar eine ganze Serie machen. Ernährungsempfehlungen und -mythen, Tipps & Tricks, leckere Rezepte usw. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
  • Neues Kurskonzept: Sie führen einen neuen Kurs ein? Dann lassen Sie doch den jeweiligen Kurstrainer im Podcast den neuen Kurs vorstellen und welche Vorteile er bietet.
  • Trainingstipps: Nehmen Sie die häufigsten Fragen Ihrer Mitglieder aus dem Trainingsalltag mit und setzen Sie diese in diverse Folgen z.B. als Interview mit einem Trainer mit entsprechenden Fachkenntnissen um.

Bei all diesen Vorschlägen sollten Sie aber eine Sache nicht vergessen. Ihr Podcast ist kein Vertriebskanal, den Sie mit plumper Werbung füllen können. Würden Sie sich 30 bis 60 Minuten freiwillig mit puren Werbeinhalten beschallen lassen? Sicher nicht und Ihr Kunde denkt darüber höchstwahrscheinlich genauso. Behalten Sie also bei der Wahl des Contents immer den Nutzen für Ihre Zielgruppe im Auge.

Fazit

Es bleibt festzuhalten, dass Podcasts trotz der immer weiter steigenden Durchdringungsrate und des großen Potentials auch in Deutschland bislang noch nicht den Einzug in die Fitnessbranche gefunden haben. Dabei wäre es aus Betreibersicht sinnvoll, sich mit dieser vielversprechenden Ergänzung im Marketing-Mix auseinanderzusetzen und sie zur Bewerbung der Markenpersönlichkeit zu instrumentalisieren. Wichtig hierbei ist die Festlegung eines Ziels sowie einer klaren Strategie zur Zielerreichung. Darauf aufbauend werden dann sorgfältig abwechslungsreiche Inhalte mit Mehrwert ausgewählt und aufbereitet sowie Gesprächspartner hinzugenommen, mit denen gemeinsam der Podcast bespielt wird. So erhält der Marketing-Mix eines Studios ein starkes Werkzeug zur Markenkommunikation, das sich für Sie sehr schnell auszahlen kann.

Vielen Dank an Stefan Rauch, der mich als Co-Autor bei diesem Artikel unterstützt hat.

Du findest diesen Artikel auch in der FITNESS TRIBUNE Nr. 187.

Literaturverzeichnis

DSSV e.V. (2020): “Übersicht der Ketten / Franchise”, online abrufbar unter https://www.dssv.de/presse/statistik/uebersicht-ketten-franchise/ (Stand: 07.07.2020)

Markgraf, Daniel (2020): Podcast, online abrufbar unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/podcast-53629/version-276702 (Stand: 07.07.2020)