Als Fitnessstudiobetreiber steht man häufig vor der Situation, dass bei einem selbst alle Fäden zusammenführen. Dies mag zwar für die großen und zentralen Bereiche im eigenen Studio durchaus sinnvoll sein, kleinere aber nichtsdestotrotz wert- und umsatzstiftende Geschäftsbereiche können allerdings darunter leiden und zu kurz kommen. Hier lohnt sich die Überlegung, diese Bereiche in sogenannte Profitcenter zu überführen. 

Was ist ein Profitcenter?

Ein Profitcenter kann im Grunde als eigener organisatorischer Teilbereich innerhalb eines Unternehmens angesehen werden. Das heißt, dieser Bereich verfügt über eine eigene Führung, welche selbstständig Entscheidungen fällen darf. Darüber hinaus benötigt sie ein eigenes “Controlling” (zumindest in Form einer Kosten- und Ertragserfassung), um die Erfolge (und natürlich auch eventuellen Misserfolge) klar zuzurechnen zu können. Im Grunde ist ein Profitcenter wie ein kleines Unternehmen innerhalb des eigenen Unternehmens zu verstehen, mit allem, was dazu gehört. 

Welche Vorteile bietet ein Profitcenter?

Profitcenter bieten einem Unternehmen zahlreiche Vorteile, welche sich positiv auf alle Unternehmensbereiche auswirken können. Drei ganz zentrale Vorteile sind die folgenden: 

Notwendige Aufmerksamkeit für kleinere Geschäftsbereiche

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, liegt der große Vorteil in einem Profitcenter darin, dass eine bestimmte Person dem jeweiligen Geschäftsbereich wirklich vollumfängliche Aufmerksamkeit widmen kann, zu was der Inhaber häufig nicht mehr in der Lage ist. Dementsprechend können sich natürlich auch die Ergebnisse (insbesondere Umsätze) in dem jeweiligen Bereich deutlich verbessern. Natürlich benötigt dies aber auf der anderen Seite immer die Bereitschaft, Kompetenzen abzugeben. 

Erhöhter Kundennutzen

Kümmert sich eine Person primär um einen bestimmten Geschäftsbereich, so kann diese Person natürlich auch die damit bedienten Kunden viel besser kennen und verstehen lernen. Dieses Wissen bietet entsprechend die Möglichkeit, das jeweilige Produkt entsprechend zu verändern, den Kundenwünschen anzupassen und schlussendlich den Kundennutzen (und in der Konsequenz natürlich auch die Kundenzufriedenheit) deutlich zu erhöhen. 

Mitarbeiterentwicklung und -motivation

Fitnessstudios stehen häufig vor dem Problem, dass gute Mitarbeiter natürlich mittlerweile rar sind und man sich nie sicher sein kann, wie gut ein verdienter Mitarbeiter aus der Operative sich später auf einer Führungsposition schlägt. Profitcenter stellen eine wunderbare Lösung dar, kommende Führungskräfte über das Management eines eigenen Teilbereichs an eine Führungstätigkeit heranzuführen und sich beweisen zu lassen. Bei gutem Gelingen kann der jeweilige Mitarbeiter auch zentrale Bereiche des Unternehmens übernehmen. Vielleicht empfiehlt er oder sie sich sogar als kommender Studioleiter oder gar Unternehmensnachfolger? 

Gerade für junge Mitarbeiter kann die Übernahme eines Profitcenters natürlich als extrem motivierend empfunden werden, stellt es schließlich einen hohen Vertrauensvorschuss des eigenen Chefs dar. Brennt der Mitarbeiter vielleicht sogar in hohem Maße für den speziellen Bereich, kann ein Mitarbeiter so langfristig an das Unternehmen gebunden werden. 

Welche Bereiche eignen sich für die Umsetzung als Profitcenter?

In der Literatur kann man viele Bereiche ermitteln, welche sich theoretisch für die Auslagerung in ein Profitcenter eignen könnten. Dies ist allerdings auch immer abhängig vom jeweiligen Fitnessstudio, welcher Bereiche geeignet sein kann und welcher vielleicht auch nicht. Es lohnt sich daher immer die spezielle Situation zu betrachten. In den häufigsten Fällen können die folgende Bereiche zum Profitcenter geeignet sein:

Personal Training

Zunehmend beliebter wird das gesonderte Angebot von Personal Training in Fitnessstudios, um den Grad der Betreuung auf der einen Seite aber auch den Umsatz auf der anderen Seite zu erhöhen. Gerade dieser Bereiche, der erstmal nichts besonderes benötigt, bietet sich als eigenständige Einheit im Studio an.

EMS-Training

Der Erfolg von EMS-Training ist im deutschsprachigem Raum unumstritten. Gerade durch die besondere Zielgruppe, die nicht zwingend identisch sein muss mit der eines “klassischen” Fitnessstudios, bietet dieser Bereiche für die meisten Fitnessanbietern noch große Potenziale für die eigene Anlage. 

Outdoor-Training

Corona hat auch das Fitnesstraining unbestreitbar verändert. Einer der Nutznießer daraus ist das Outdoor-Training, welches den Kunden ein größeres Sicherheitsgefühl beschert, was in geschlossenen Räumlichkeiten leider subjektiv für manche Menschen nicht vorhanden ist. Dementsprechend kann in Zukunft mit einem zunehmenden Interesse an Trainingsmöglichkeiten außerhalb des eigenen Fitnessstudios gerechnet werden. 

Natürlich sind noch weitere Bereiche wie Wellness, Theke, Abnehmprogramme etc. denkbar. Der Fantasie sind hier im Grunde keine Grenzen gesetzt. Einfach mal mit den eigenen Mitarbeitern etwas brainstormen, hier kommen sicherlich einige interessante Ideen zustande. 

Wie setzt man ein Profitcenter erfolgreich um?

Wie die Umsetzung im Detail aussehen kann, ist immer vom Einzelfall abhängig. Es gibt allerdings einige allgemeine Punkte, die man grundsätzlich beachten sollte. 

Zielgruppe intern vs. extern

Eine entscheidende Frage, der man sich stellen muss, ist die Frage der Zielgruppe. Möchte ich mit dem Angebot meines Profitcenters nur die eigene Kundschaft bedienen oder neue Zielgruppen erschließen? Personal Training beispielsweise wird typischerweise eher im eigenen Studio “verkauft”, während EMS-Training aufgrund der besonderen Zielgruppe häufiger nach Außen kommuniziert wird. Diese Entscheidung hat weitreichende Folgen für die gesamte Kommunikationspolitik (inklusive notwendigem Budget). 

Klare Budgetierung und Kostenkontrolle

Auch wenn der zuständige Mitarbeiter weitreichende Freiheiten genießen soll, so sind doch klare Rahmenbedingungen für das Handeln zu setzen. Dazu gehört insbesondere das Thema Budget. Es ist zwingend erforderlich ein klares Jahresbudget festzulegen, welches der Mitarbeiter eigenständig für diverse Maßnahmen einsetzen kann. Greift der zuständige Mitarbeiter auf Kollegen anderer Bereiche zu (z.B. könnten Fitnesstrainer stundenweise als Personal Trainer oder EMS-Trainer eingesetzt werden), so ist es sinnvoll, auch dies intern zu bepreisen. Ansonsten riskiert man, dass diese Kollegen mit Anfragen überrannt werden und ihrer eigentlichen Arbeit nicht mehr nachgehen können. Natürlich muss man hierbei auch immer die aktuellen Zahlen (Einnahmen und Ausgaben) des jeweiligen Profit Centers, bei aller Freiheit, immer noch zentral im Blick behalten. 

Regelmäßige Meetings und Feedbackrunden

Wie man es sowieso mit jedem Mitarbeiter machen sollte, so lohnt es sich natürlich mit dem Zuständigen eines Profitcenters erst recht eine regelmäßiges Feedbackgespräch durchzuführen. Gerade die aktuellen Kennzahlen und geplanten Tätigkeiten sollten dabei thematisiert werden. Hat man mehr als nur ein Profitcenter, ist es ebenfalls sinnvoll, die jeweils zuständigen Personen regelmäßig an einen Tisch zu bringen. Vielleicht haben die Kollegen ja ähnliche Ideen, die gemeinsam umgesetzt werden können (Stichwort: Verbundeffekte) oder es können Erfahrungen der Vergangenheit ausgetauscht werden, um bestimmte Fehler in anderen Profitcentern zukünftig zu vermeiden.  

Fazit

Es ist deutlich geworden, Profitcenter können, richtig angewandt, ein Unternehmen breiter aufstellen und fit für die Zukunft machen. Gleichzeitig bieten diese Mitarbeitern umfangreiche Entwicklungsmöglichkeiten, ohne diese mit zu umfangreichen Anforderungen direkt zu überfordern. Eine klassische Win-Win-Situation.

Du findest diesen Artikel auch in der FITNESS TRIBUNE Nr. 189.

Literaturverzeichnis

Schewe, Gerhard (2018): “Profitcenter”, online abrufbar unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/profitcenter-44391/version-267702 (Stand: 02.11.2020)

Schneidemesser, Jonathan (2020): “Profit-Center erfolgreich strukturieren”, in BODYMEDIA 5-2020, S. 16-17, BODYMEDIA GmbH & Co. KG

Vetter, Henning (2020): “Die Vorteile von Profit-Centern”, in BODYMEDIA 5-2020, S. 18-20, BODYMEDIA GmbH & Co. KG